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Warum schreien Babys?

Bis Eltern und Kind sich aufeinander eingestimmt haben und die Kommunikation gut funktioniert, dauert es oft einige Wochen. Neben Gestik und Mimik ist der Schrei ein wichtiges Mittel des Babys, um auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Bei den Eltern kann dies Stress auslösen und sie fragen sich: Wieso schreit mein Baby? Was will es mir sagen, tut ihm etwas weh? Was ist die Ursache des Weinens? Und wie können wir es sanft wieder beruhigen?

Babys Signale: Wie äußert sich mein Kind?

In vielen Fällen ist der Schrei des Babys ein recht spätes Signal, um auf sich aufmerksam zu machen. Oft drückt es Bedürfnisse schon vorher auf andere Weise aus, indem es unruhig wird, mit Armen und Beinen “rudert”, den Kopf schneller bewegt oder leisere Geräusche von sich gibt. Werden Babys hungrig, zeigen sie beispielsweise oft eine Suchbewegung mit dem Kopf, ihre kleinen Fäuste sind geballt und werden zum Mund geführt und beleckt oder das Baby gibt generell schmatzende Laute von sich. Auch das Ausscheidungsbedürfnis kündigen Babys anfangs durch körperliche Signale an, bevor sie beim Ausscheiden oder wegen einer nassen Windel aufschreien. Doch die Ursache des Schreis bleibt den Eltern oft unerklärlich, gerade wenn es frisch gewickelt und gestillt wurde, ausreichend schlafen konnte und liebevoll in den Arm genommen und getröstet wird. 

So kann die Sprache des Babys gelernt werden

Hunger, Durst, Müdigkeit, Ausscheidungsbedürfnisse, Bedürfnis nach Nähe, unbequeme Kleidung, (Bauch-)schmerzen, Angst, Überreizung - all das können Gründe für den Säugling sein, um zu schreien. Gerade in der ersten Zeit ist es schwer, die verschiedenen Signale zu kennen oder den Hungerschrei vom Wunsch nach einer neuen Windel zu unterscheiden. Um die Sprache des Babys verstehen zu lernen, ist vor allem eines wichtig: Viel Zeit zusammen verbringen, in der das Baby beobachtet werden kann. Wer sein Baby aufmerksam eine längere Zeit beobachtet, lernt seine Sprache und Reaktionen schneller verstehen. Durch das gezielte, ruhige Beobachten fallen die Signale des Babys viel leichter auf als im hektischen Alltag. So kann die feine Sprache des Kindes nach und nach verstanden und in den Alltag eingebunden werden.

Es ist zu viel - Wenn Babys aus Überforderung schreien

Anregung und Entspannung müssen für Babys und Kinder in einem guten Gleichgewicht stehen. Auch schon die Kleinsten werden im Alltag angeregt: durch die optischen Eindrücke, Geräusche, Streichelspiele, Massagen, Baden, Geschwisterkinder… Wir Erwachsene können oft schwer nachfühlen, was alles anregend sein kann und es geschieht schnell, dass wir das Baby ungewollt überfordern durch zu viel “Input” in den ersten Wochen und Monaten. Das Schreien des Babys, und besonders auch längeres Schreien am Abend kann ein Rausschreien all der vielen Eindrücke des Tages sein. In solchen Situationen ist es gut, zu überlegen, was am Tag besonders starke Eindrücke hinterlassen haben könnte und dies vielleicht in der nächsten Zeit zu meiden. Im Alltag zahlt es sich generell - sowohl für die Eltern als auch Kinder - aus, immer wieder Ruhephasen einzubinden, um die Sinne zu entspannen. Bedenken Sie, äußere Reize wirken gerade im ersten Jahr intensiv auf das Kind, da alles neu ist. Ruhe und Zeit nur mit der Familie, nur den engsten Bezugspersonen, ist nicht nur gut für die Mutter-Kind-Beziehung, sondern auch zur Beruhigung. 

Wenn Babys besonders viel schreien

Einige Babys sind besonders empfindsam und schneller erregt durch Eindrücke, andere weniger. Es gibt Babys, die einfach mehr weinen als andere. Vergleichen Sie Ihr Baby nicht mit andere, denn jedes Kind ist anders, auch Geschwisterkinder. Wenn das Schreien des Babys für die Eltern zu einer Belastung wird, ist es Zeit, Unterstützung zu suchen. Vielleicht fällt Ihnen der Begriff Schreikind ein. Dann kann es helfen, sich über das exzessive Schreien bewusst zu werden: Ein Tagebuch über das Weinen und die Häufigkeit kann zunächst hilfreich sein und manchmal Lösungshinweise liefern: In welchen Situationen schreit es besonders häufig, was haben wir davor gemacht, was hat es gegessen?  Doch wichtiger als die Zeit des Schreiens in Stunden oder Minuten zu messen, ist das Empfinden der Eltern: Häufiges Schreien ist sehr anstrengend und es ist sogar normal, dass dies die Eltern an die Belastungsgrenze führt oder sie sich überfordert fühlen. Durch ein erstes Ansprechen des Problems bei Hebamme, Kinderärztin oder in einer Stillgruppe kann oft Hilfe vermittelt werden.

Der Schrei ist für das Baby ein effektives Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen. Um die Sprache des Babys besser verstehen zu können, hilft es, viel Zeit nah beim Baby zu verbringen und es zu beobachten. Besonders in den ersten Lebensmonaten kann dies zu einem besseren Kennenlernen beitragen

Susanne Mierau